Freitag, 17. Februar 2017

23 Gründe, warum Indien unsere zweite Heimat geworden ist

Seit mehr als 6 Monaten leben wir nun schon in der ländlichen Region des Idukki Distrikts in Kerala. Mittlerweile realisieren wir immer mehr, wie sehr das indische Leben für uns zum Alltag geworden ist. Wie sehr wie uns bereits an das Leben hier angepasst haben, merken wir unter anderem daran, dass...
...es uns einfach nicht mehr auffällt, dass nahezu jeder Mann mit einem Lungi durch die Straßen läuft
...uns ein komplett überfüllter Bus nichts mehr ausmacht, da wir mit herrlich duftenden Frauen und Männern umgeben sind
...es uns schon stört, faltige oder nicht frisch gewaschene Sachen zu tragen, weil wir zwischen all den strahlendweißen und gebügelten Sachen zu sehr auffallen würden
...es es uns nicht mehr erstaunt, wenn wir zu unserer täglichen Mittagsportion Reis zehn verschiedene Currys aufgetischt bekommen
...wir den Unterschied zwischen Parotta/Parata, Nerost, Dosa, Masala Dosa, Pappadam, Appam, Iddiapam, Putte, Idli, Chapati/Roti, Poori/Bathura, Kappa, Tamil Reis, Kerala Reis und Naan in- und auswendig kennen (und sie sogar selber zubereiten können)
...es uns nicht mehr stört, dass bereits nach den ersten Bissen die Rechnung auf den Tisch geklatscht wird und erwartet wird, dass du quasi mit dem letzten Bissen im Mund den Tisch räumst
...wir selber bereits bei 15 Rupien (20 Cent) für einen Tee die Nase rümpfen und wir bei einem Meal (typisches RIESIGES Mittagessen mit Reis und verschiedenen Currys) ab 80 Rupien (1,15€) geizig abwinken
...es uns nicht mehr wundert, wenn man nur frisch zubereitete Gerichte aus regionalen und saisonalen Gemüse bekommt, wirklich vom Bauern nebenan, und man an faulen Tagen nicht einfach auf Fertiggerichte zurückgreifen kann (die traditionelle Hausfrau steht hier morgens bis zu drei Stunden in der Küche und breitet die Mahlzeiten für die Familie zu)
...wir uns immer wieder über das frische Obst und Gemüse freuen, das Freunde und Mitarbeiter mitbringen und mit vollem Stolz betonen, dass alles aus ihrem eigenen Garten kommt und 100% organisch ist und keine Pestizide benutzt worden sind
...wir mittlerweile selber den unglaublich großen Chaikonsum verkörpern (Funfact: allein an unserem Busbahnhof sind ca. 20 Läden, die unser milchiges Lieblingsgetränk verkaufen... und ja, wir geben es zu, wir haben jeden einzelnen durchprobiert)
...wir auf unserer Reise im Norden vergebens nach unserem gewürzlosen, vollmundigen, angenehm süßen Schwarztee mit Milch gesucht haben und immer wieder durch wässriges, ingwer- und kardamomlastiges Schmuddelgesöff enttäuscht worden sind
...wir mittlerweile wissen, dass das Indienklischee "überall laufen Kühe rum" auf Kerala nicht zutrifft, dafür aber umso mehr auf den Norden Indiens
...wir das Zugfahren in den berüchtigten indischen Schlafwagons echt genießen, obwohl man (vielleicht auch gerade deswegen) alle zwei Minuten von Chai- oder Essensverkäufern angesprochen wird und uns auch eine 36-Stunden  Fahrt nichts mehr ausmacht
...wir mittlerweile wissen, welcher Bus nach Kumily fährt, obwohl die zahlreichen Busse mindestens 30 verschiedene Ziele im 5-Stunden Umkreis ansteuern
...wir keine Panikattacken mehr bekommen, wenn der Bus hupend durch das alle Klischees erfüllende Verkehrchaos steuert
...uns weder eine völlig dunkelgrün verschimmelte Wand (im Polizeihauptrevier), noch eine viermal blankpolierte und glänzende Küche erstaunt
...es uns nicht mehr auffällt, dass auf dem Land wirklich alle Frauen mit Saris rumlaufen
...wir wissen, dass wir in einer großen Stadt problemlos westlich gekleidet sein können und in den riesigen Malls sogar bei Adidas und Zara vorbeischauen können, während wir auf dem Land stets in Churidar gekleidet sein müssen
...wir uns nicht mehr über die zwei verschiedenen Klingeltöne jedes Mitarbeiters wunder, da wir mittlerweile wissen, dass jeder zwei Handys besitzt (ein Tastenhandy, das kaputt gehen kann und ein Smartphone, für die Selfies)
...wir uns zwar mittlerweile minimal auf Malayalam verständigen können, uns dieses Wissen im Rest von Indien absolut gar nichts bringt (im Süden wird in wirklich jedem Bundestaat eine eigene Sprache gesprochen, während im Norden Hindi dominiert)
...uns die Vielseitigkeit der Landschaft nicht mehr überrascht (in Indien kannst du wirklich alles erleben: ob Himalaya, Wüste, Strand oder Dschungel..)
...wir mittlerweile realisiert haben, wie riesig Indien ist und man es eher mit Europa als mit einem einzigen Land vergleichen sollte
...wir uns in dieses wunderschöne Land einfach verliebt haben <3

Samstag, 4. Februar 2017

Our daily life - Müllentsorgung/ Waste management

Du stehst am S-Bahnhof mit deinen 3 Einkaufstüten in der Hand. Bevor die S-Bahn kommt, holst du dir noch schnell einen Coffee to go. Zuhause angekommen packst du deine Einkäufe aus. Vom Obst und Gemüse reißt du die Plastikverpackung ab. Die Zahnbürste wird aus der Plastikhülle gepult und schließlich landet auch dein Kaffeebecher im Plastikmüll. Du schreibst dir eine Notiz, damit du morgen nicht vergisst die Mülltonnen rauszustellen. Pünktlich morgens kommt die Müllabfuhr und holt deinen Müll ab. Ab jetzt machst du dir keine Gedanken mehr um deinen Müll.

Tamil Nadu: Die Mülltonnen sind seit Tagen überfüllt. Zwischen giftigem Elektromüll finden die Kühe immer wieder Futterreste.
2005 hat der Durchschnittsdeutsche 523kg Müll im Jahr produziert. In einem Land wie unserem ist die ständige Müllentsorgung selbstverständlich und kaum jemand macht sich großartig Gedanken darüber. Wie aber ist es in einem Land wie Indien, einem Land, in dem die Müllentsorgung nicht selbstverständlich ist.
Wieder einmal wollen wir erstmal darauf hinweisen, dass wir nur für den Idukki Distrikt sprechen können, also die Region, in der wir leben. Für uns gehört Müll und vor allem seine Entsorgung zu unseren alltäglichen Problemen.
Obwohl wir uns von Anfang an darauf eingestellt haben, dass in Indien der Müll allgegenwärtig ist, waren wir doch etwas überrascht, als wir das erste Mal unseren eigenen Müll verbrennen mussten.
Im Nachbarstaat Tamil Nadu ist das Straßenbild geprägt vom Müll.


Im Gegensatz zu unserem Nachbarstaat Tamil Nadu, liegt bei uns in Kerala zwar nicht so viel Müll auf den Straßen, allerdings laufen wir dafür täglich an mindestens 5 Feuerstellen vorbei. Neben Plastik- und Haushaltsmüll wird dort auch Elektroschrott verbrannt. Über gesundheitliche, geschweige denn um umweltschädliche Folgen, macht sich hier kaum jemand Gedanken.
Nicht nur in Kerala, sondern in ganz Indien, fehlt es einfach an Umweltbildung. So haben wir schon oft beobachtet, dass der Plastikchaibecher im Zug oder Bus achtlos aus dem Fenster geschmissen wird. Einerseits weil sich die Leute den Folgen nicht bewusst sind, andererseits aber auch, weil es an Mülltonnen im öffentlichen Bereich sehr stark mangelt.
Obwohl wir uns immer noch unwohl fühlen, wenn  wir einmal im Monat unseren gesamten Müll verbrennen, gibt es für uns einfach keine Alternative. Dies hat uns wirklich klargemacht, wie unachtsam wir in Deutschland  mit Müll umgehen, wahrscheinlich gerade, da er nach der Entsorgung nicht mehr sichtbar für uns ist. 


Our Daily Life- Waste management


You are at the train station carrying your three plastic shopping bags. Just before the train arrives you buy a coffee to go. As you arrived at home you empty your bags. You unwrap the fruits and vegetables and you open the plastic package which contains your new toothbrush. Finally, you also throw the cup of the coffee to go into the trash can. Writing a little note, you remind yourself to place the trash cans outside tomorrow, so that the garbage removal will collect all your trash.


In 2005 the average German citizens produced around 523kg of waste. Due to our well-working garbage disposal, the huge amounts of trash are not visible for most of our citizens. That is probably why almost nobody cares a lot about his or her plastic consumption. But what about a country like India? A country without a working garbage disposal.
First of all, we want to remind you that we can only represent our own view, a view from the Idukki District, the district we are living in. In our daily life waste, and especially its disposal, causes several problems for us.

Although we were aware of the fact that garbage is omnipresent in India, we were quite stunned when we had to burn the waste ourselves for the first time.

Unlike the streets of our neighbour state Tamil Nadu, the streets in Kerala are not covered with garbage. Although Kerala seems pretty clean at first sight, we discovered some serious waste problems. Our way to the next market includes passing at least five fireplaces, in which not only plastic and domestic waste but also electrical and poisonous waste is burned.
Scarcely anybody seems to care neither about the health-related problems, nor the environmental problems that this habit can cause.

Not only in Kerala, but in the whole of India, there is a lack of environmental education and awareness. We have watched dozens of people throwing the plastic cup of their chai unhesitatingly out of the window in the bus. On the one hand the people are not aware of the consequences their behaviour can cause. On the other hand, there is simply a lack of trashcans in public so there is no opportunity to dispose the garbage in a proper way.

Although we still feel uncomfortable while we are burning our garbage once in a month, there is no other way of disposing our waste. Being confronted with waste and its disposal made us realise to deal with it more cautiously. Since garbage is barely visible in Germany after its disposal, our consumption is careless in the manner of waste. Still, we have problems dealing with the huge amounts of waste in Germany.